Silicon Wadi – diesen einschlägigen Spitznamen hat die Region um Tel Aviv seiner hohen Startup-Dichte zu verdanken. Laut Global Startup Ecosystem Report 2018 bietet Israel die weltweit höchste Pro-Kopf-Anzahl von Startups. Obwohl der Gründungs-Boom mittlerweile abflacht, ist die Innovationskraft noch immer ungebrochen – auch im Sport-Bereich.
So gilt Tel Aviv nicht umsonst als Tech-Hauptstadt von Israel: Die Stärken der Startup-Szene liegen im Bereich Cybersecurity, Adtech und insbesondere Automotive. Dies ist umso beeindruckender, da Israel keine nennenswerte Automobil-Industrie vorzuweisen hat. Eugene Kandel, CEO bei Startup Nation Central, formuliert es im Global Startup Ecosystem Report 2018 so:
Doch woran liegt es, dass die Region um Tel Aviv so viele Startups hervorbringt?
Die israelische Regierung bewies weise Voraussicht, als sie ein attraktives Umfeld für Venture Capitalists (VCs) geschaffen hat – von dem Startups noch immer profitieren. Der Boom begann Anfang der 90er Jahre mit Yozma, einer Regierungsinitiative, die ausländischen VCs nicht nur Steuervorteile bot, sondern die jeweiligen Investitionen zudem mit eigenen Mitteln aufstockte.
Dies war der Startschuss für einen enormen Anstieg von VC-Investitionen in Israel: Von 58 Millionen US-Dollar in 1991, auf 3,3 Milliarden US-Dollar in 2000 und 6,4 Milliarden US-Dollar in 2018. Laut IVC Research Center steigen die VC-Investitionen in Israel seit sechs Jahren ununterbrochen an – ein Ende dieses Trends ist nicht in Sicht. Heute tummeln sich viele große Namen im Silicon Wadi auf der Suche nach innovativen Startups, darunter Microsoft, IBM, Intel und Google.
Die Bemühungen der Regierung spiegeln sich auch in den Zahlen zum Investment in Forschung und Entwicklung wieder. Laut UNESCO investiert Israel 4,2 % seines BIP in R&D – und liegt damit weltweit auf dem zweiten Platz, nur knapp hinter Südkorea (4,3 %). Welche Priorität die Regierung damit R&D zuweist, zeigt der Vergleich mit zwei anderen Global Playern in Sachen Fortschritt: Deutschland und die USA. Diese geben jeweils 2,9 % beziehungsweise 2,7 % ihres BIP für R&D aus.
Doch wohin fließt das Geld genau? Den weitaus größten Teil der insgesamt 12 Milliarden US-Dollar investiert Israel in den Business-Bereich (10 Milliarden US-Dollar), der Rest verteilt sich auf Universitäten, die Regierung und private Non-Profit-Organisationen. Auch hier sind die Prioritäten also klar verteilt.
Das Silicon Valley hatte die „Electronic Defense Laboratories“ und Transistor-Radio Unternehmen, die Tech-Experten versammelt und ausgebildet haben. Das Silicon Wadi hat das Militär. Das israelische Militär-System mag streitbar sein, doch es hat auch Vorteile: Tel Aviv besitzt eines der technisch am weitesten fortgeschrittenen Militärs weltweit – und bildet so IT-Experten aus, die später ihr Wissen in Tech-Startups einbringen. So ist es auch kein Zufall, dass Cybersecurity und Automotive zu den stärksten Kompetenz-Bereichen der israelischen Startups gehören.
Startup-Gründer in Tel Aviv sind besonders gut vernetzt und haben ein ausgeprägtes Bewusstsein für Community. Das Netzwerken zeigt sich auch als ihre größte Stärke im Global Startup Ecosystem Report 2018: Gründer in Tel Aviv haben überdurchschnittlich viele Kontakte. In einer Stadt mit nur etwa 500 000 Einwohnern weist dies auf eine besonders eng geknüpfte Community hin, die wertvollen Support bieten kann.
Zudem sind die Gründer von ihrer Landeskultur geformt: Israel ist ein recht junger Staat, der sich in seiner Entwicklung permanent mit Herausforderungen, Beschränkungen und Veränderungen konfrontiert sieht. Das hat auch in seinen Bewohnern eine Can-do-Mentalität gestärkt, mit der sie kreativ und hartnäckig ihre Ziele verfolgen. Sie sind mutig, innovativ, ehrgeizig und haben keine Angst vorm Scheitern – beste Voraussetzungen also für erfolgreiche Startup-Gründer.
Doch wie sieht es im Sport-Bereich aus? Laut Startup Nation Central arbeiten aktuell 94 Unternehmen in Israel an Sport-Technologien. Einige Startups – WSC Sports, Replay Technologies, MinuteMedia – haben schon den Durchbruch geschafft und arbeiten mit internationalen Partnern zusammen. Andere stecken noch in den Startschuhen – und warten mit vielversprechenden Innovationen auf. Zu den spannenden Newcomern gehören auch diese drei Startups:
Interessant für: Vereine, Veranstalter | Anwendungsbereich: Ticketing, Revenue Management
Nie mehr leere Plätze – das ist das Ziel von udobu. Das Startup hilft Vereinen und Veranstaltern ihre Stadien zu füllen und so das Optimum aus Ticket-Verkäufen, Gastronomie, Merchandising und Sponsoring herauszuholen. Die Technologie basiert auf Predictive Models, die das Verhalten der Fans individuell analysiert und für zukünftige Spiele vorhersagt.
Interessant für: Vereine, Veranstalter | Anwendungsbereich: Fan Engagement, Brand Awareness
Personalisierung ist ein Mega-Trend im Marketing – auch im Sport. Wie es funktioniert, zeigt das Startup Pico: Sie haben eine Social Media Integration geschaffen, die das Smartphone des Fans direkt mit der Anzeigetafel verbindet. Über User-generated Content, Umfragen oder Spiele wird der Fan zur Interaktion angeregt. Durch individuelle Profile, die mit AI und Chatbots gestützt werden, bieten sich zudem neue Kanäle für Direkt-Verkäufe und Sponsoring.
Interessant für: eSports-Spieler, Sponsoren | Anwendungsbereich: Fan Engagement, Influencer-Marketing
Wenn es um Innovation im Sport geht, darf eSports nicht fehlen. Das eSports-Startup, das im letzten Jahr mit hohem Fundraising auf sich aufmerksam gemacht hat, ist Quarterback. Es trackt das Netzwerk von eSports-Spielern und stellt eine direkte Verbindung zwischen Influencern und ihren Fans her. So bietet es den professionellen Spielern neue Möglichkeiten, um mit ihrer Fanbase zu interagieren und ihren Erfolg zu monetarisieren.
So viel steht fest: Auch für Sport-Unternehmen lohnt es sich die Fühler in Richtung Tel Aviv auszustrecken. Wir sind gespannt, mit welchen Innovationen das Silicon Wadi uns in Zukunft überrascht!
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